Grußwort Prof. Müller-Böling (Ehrenpromotion Konrad Zuse)

Sehr vereehrter Herr Zuse, Spektabiläs, meine Damen, meine Herren,

der Dekan des Fachbereichs Informatik hat es bereits zum Ausdruck gebracht, das wir alle gerührt sind von der weltpolitischen Entwicklungen. Mir als Rektor der Universität kommt es aber denke ich auch zu darauf hinzuweisen, das wir als Universität noch viel unmittelbarer betroffen sind. Wir sind eine Gemeinschaft aus Lehrenden und Lernenden die aus aller Welt kommen. Aus aller Welt bedeutet, das hier auch Studenten etwa aus der Golfregion leben und arbeiten in Dortmund und an dieser Universität. Das sind Studenten aus der Türkei, aus dem Iran, aus Syrien, Israel, Irak, Saudi Arabien usw. Ich habe keine Information darüber, ob nicht bereits Kommilitonen von uns im Hinblick auf ihre Angehörigen unmittelbar durch die Kriegsereignisse betroffen sind. Wenn diese der Fall ist, dann ist es mir ganz besonderes Anliegen, hier zu sagen, wir sind unmittelbar als Gemeinschaft mitbetroffen wo immer Opfer dieses Krieges sind. Dies schließt auch verständlich die Opfer aus dem europäischen oder amerikanischen Raum mit ein. Wir sind mitbetroffen und wir trauern mit ihnen.

Sehr geehrter Herr Zuse,

Ehrungen haben Sie in diesem Leben bereits zahlreiche Erhalten. Heute kommt eine weitere Ehrung hinzu und ich will gleich zu Beginn auch sagen, die Universität Dortmund ist stolz darauf, einen derart hochprofilierten und hochangesehenen Wissenschaftler wie Sie es sind, mit der Ehrendoktorwürde auszuzeichnen. Heute verbindet der Fachbereich Informatik drei ganz wesentliche Ereignisse miteinander. Heute wird nicht nur mit Herrn Zuse die erste Ehrendoktorwürde verliehen, sondern heute bekommt der 1000. Absolvent sein Zeugnis im Studiengang Informatik und die ersten Absolventen des Studiengangs Angewandte Informatik oder Ingenieurinformatik in der Kurzform erhalten ihre Diplomzeugnisse. Das ist eine ganz besondere akademische Feierstunde und ich füge hinzu gerade bezogen auf die Zeugnisübergabe denke ich, das dieses Beispiel einer öffentlichen Übergabe der Zeugnisse im Rahmen einer akademischen Feier Beispiel sein sollte, vielleicht auch für den einen oder andern Fachbereich, noch innerhalb dieser Universität. Ich persönlich sage ganz offen, daß Übersenden von Diplomzeugnissen per Post, auch wenn wir große Hochachtung vor der Institution haben; das haben ja Informatiker insbesondere im Hinblick auf den einen Teilbereich der sich jetzt Telecom nennt. Auch wenn wir große Hochachtung vor dieser Institution haben, dies scheint mir nicht der geeingete Weg zu sein. Auch die Verbundenheit der Universität mit den Absolventen zum Ausdruck zu bringen und auch dies möchte ich betonen, hier erscheinen mir Feierstunden mit einem etwas stärkeren symbolhaften Charakter auch sinnvoller zu sein.

Sehr geehrter Herr Zuse, über Ihr Lebenswerk, über Ihr Schaffen und Ihr Wirken wird gleich von kompetenter Seite noch gesprochen werden. Ich möchte mich deshalb kurz fassen. Ihre bahnbrechenden Leistungen auf dem Gebiet der Computerwissenschaft sind unbestritten; neben einer breiten theoretischen und praktischen Bildung kann man Ihnen eine außergewöhnliche Offenheit und eine nahezu unerschöpfliche Energie bei der Suche nach innovativen zukunftsträchtigen Ansätzen und Entwicklungen bescheinigen. Dies gilt uneingeschränkt für den Bereich der Computerwissenschaften, aber dieses Lob kann man, denke ich, nahtlos auch übertragen auf Ihre künstlerischen Aktivitäten. Ich selbst hatte vor etlichen Jahren, dies wird Ihnen nicht mehr in Erinnerung sein, im Rahmen eines Schloßtages der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung - Herr Krückeberg wird ja gleich noch die Grüße dieser Gesellschaft überbringen -, im Rahmen eines Schloßtages Gelegenheit, Sie persönlich kennenzulernen und dabei Ihre zurückhaltende und menschliche Art erleben zu dürfen. Und dies war für mich, solange dies jetzt her ist, untrennbar mit Ihrem Namen verbunden, wann immer ich ihn gehört habe. Sie sind der erste Wissenschaftler, der vom Fachbereich Informatik die Ehrendoktorwürde erhält und die Universität Dortmund würdigt damit Ihre unschätzbaren Dienste und Ihren unermüdlichen Einsatz für die Computerwissenschaft. Mit Fug und Recht kann man, glaub ich, sagen, daß Ihr Werk ganz erheblichen Anteil am Fundament für die Dortmunder Informatik gehabt hat. Dafür möchten wir uns heute mit dem Ehrendoktorhut oder mit der Ehrendoktorwürde bedanken. Meine Damen und Herren, die Informatik aus Dortmund ist gut. Das sage ich gänzlich unbescheiden.

Der Fachbereich mit seinem rund 2500 Studenten ist eines unserer Aushängeschilder. Als ich vor gut 8 Monaten dieses Amt übernommen habe, habe ich gesagt, daß es nicht nur genügt, Gutes zu tun, sondern es ist auch notwendig, daß man darüber spricht und diese Forderung löse ich jetzt hiermit ein. Ein wichtiger Indikator für das herausragende Leistungsvermögen der Dortmunder Informatik ist das Drittmittelaufkommen. Das letzte Forschungsfaktut des Wissenschaftsministeriums belegt, daß der Fachbereich in den 80er Jahren zeitweise bis zu 60 % mehr Drittmittel eingeworben hat, als alle drei übrigen Informatik-Bereiche in Nordrhein-Westfalen zusammen. Das hat sich bis heute nicht entscheidend verändert. Trotz der Überlastsituation und trotz der vielen vakanaten Lehrstühle, auf die der Fachbereich hingewiesen hat. Die Zahl der aus Drittmittel beschäftigten Wissenschaftler hier in Dortmund mit derzeit 50, hat die fast die Zahl der aus Haushaltsmitteln finanzierten Stellen erreicht. 1984 ist ein heute bundesweit immer noch einzigartiger Studiengang hinzugekommen. Auch darauf hat der Dekan bereits hingewiesen. Die Ingenieurinformatik mit seiner gründlichen anwendungsorientierten Ausbildung und Schwerpunkten in den Ingenieurwissenschaften und der Betriebswirtschaftslehre. Darüberhinaus, lassen Sie mich das vielleicht anfügen, ist Dortmund, was die Lehrausbildung anbetrifft, durch eine ganz ausgezeichnete Projektarbeit gekennzeichnet, die mit Sicherheit zum didaktischen Konzept und zu dem ganz hervorragenden didaktischen Konzept in der Informatik in Dortmund gehört und das sage ich nicht zuletzt mit Blick auf die späteren vielfältigen Arbeitsplatzmöglichkeiten, die sich unseren Studenten bieten. Allen Absolventen, die heute ihr Zeugnis erhalten, möchte ich nicht nur ganz herzlich gratulieren dazu, sondern auch die herzliche Bitte aussprechen, diese Universität, Ihre Alma Mater, nicht zu vergessen. Denken Sie an die Universität weiterhin, wir brauchen sie - glaube ich - und wir brauchen weiterhin den Dialog mit der betrieblichen Praxis. Der Kontakt zu IHnen ist wichtig und dieser Kontakt soll nunmehr auch stärker institutionalisiert werden mit der Einrichtung einer Sektion Informatik in der Freundegesellschaft der Universität. Ich freue mich ganz besonders, daß diese Idee jetzt auch im Fachbereich Informatik Platz greift. Ich verhehle nicht, daß ich als Dekan des Fachbereichs Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, begonnen habe, derartige Sektionen aufzubauen, weil ich fest davon überzeugt bin, daß der Kontakt zu den Absolventen beiden nützt. Sowohl den ehemaligen Studenten, die im Rahmen eines lebenslangen Lernens darauf angewiesen sind, den Kontakt zu ihrer Hochschule zu behalten, wie auch den Wissenschaftlern, die durch den Kontakt mit der Praxis immer wieder darauf geführt werden, nicht die falschen Probleme zu lösen.

Meine Damen und Herren, die Universität Dortmund befindet sich in einer außerordentlichen Expansionsphase, nicht nur der Fachbereich Informatik weist seit Jahren steigende Studentenzahlen auf, alle Studienfächer an unserer Hochschule sind außerordentlich beliebt. Wir haben mittlerweile knapp 23000 Studenten, sind ursprünglich mal für 11000 Studenten geplant gewesen; dies wirkt sich immer noch ganz verheerend auch aus. Dabei denke ich, dürfen wir nicht nur immer nach zusätzlichem Geld, nach zusätzlichen Räumen rufen, dies ist notwendig und auch zwingend - ich hab’s mehrfach schon betont , daß es keine kostenneutrale Bewältigung des Studentenberges geben kann - aber ich denke wir müssen darüberhinaus auch sehr viel stärker unabhängig von zufließenden Geldern und Ressourcen nach flexiblen Lösungen suchen.

Nach Deregulierung fragen, weg von starren Schemata kommen und unsere kreativen Potenziale, die in der Universität herrschen, verstärkt ausnutzen, auch die kreativen Potenziale die bei uns herrschen, nutzen zur Führung unserer Hochschulen. Dazu auch die Forschungslandschaft, weg von starren Schemata neu zeichnen und neu strukturieren und wir unternehmen hier in Dortmund gerade ganz besondere Anstrengungen in dieser Richtung. Der Dekan hat bereits angedeutet, daß der Fachbereich Informatik ein Informatikzentrum plant und ich darf hinzufügen, wir binden dieses Informatikzentrum ein in eine Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft an der Universität Dortmund. In eine Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft, die ihren Platz haben soll zwischen der von allen Interessengruppen weiterhin unbeeinflußten Forschung und Entwicklung innerhalb der Universität auf der einen Seite, und der Vermarktung von Forschungs- und Entwicklungsprodukten auf der anderen Seite. Dies haben wir hier in Dortmund erfolgreich im Technologiepark organisiert. Dazwischen gibt es aber ein Kooperationsfeld mit der Praxis, mit dem Umfeld Universität, das nicht unmittelbar kommerziell ausgerichtet ist, das vorwettbewerblich ausgerichtet ist, das auf Prototypen, auf Pilotsysteme ausgerichtet ist und dies wollen wir organisieren. Wir werden hierzu Investitionsmittel des Landes in der Größenordnung von knapp 40 Mill. zur Verfügung haben und wir werden darüberhinaus in einem nicht unerheblichen Maße auch die Grundfinanzierung sichern. Dauerhaft sichern. Der Fachbereich Informatik ist mit dem Informatikcentrum Dortmund in ganz besonderer Weise eingeschlossen. Und ich füge hinzu, daß wir hiermit, mit diesen flexiblen Strukten - denke ich - die Forschungslandschaft für das nächste Jahrtausend zu zimmern versuchen.

Der Informatik-Fachbereich ist vorbildlich für die Weiterentwicklung dieser Aktivitäten und er wird sich darauf verlassen können, daß er auch in dieser Hinsicht die Unterstützung der Universität und des Rektorats weiterhin erhält. Meine Damen und Herren, es verbleibt mir nur herzlich Dank zu sagen an den Fachbereich Informatik für die Ausrichtung dieser Veranstaltung und Ihnen ein angenehmen Verlauf zu wünschen.

Herzlichen Dank.