Rede Herr Prof. Schwärtzel (Ehrenpromotion Konrad Zuse)

Verehrter Herr Prof. Zuse, Magnifizenz, meine Damen und Herren.

Es tut mir wirklich fast ein wenig Leid, Herr Dekan, daß ich doch Anlaß bin, so Dynamik hineinzubringen, so viel Dynamik in die Gestaltung Ihres Programms, aber gestern noch war ich in Washington und heute abend soll ich wieder in München sein. Unbenommen dessen, freut es mich ganz besonders, daß ich die Ehre habe, hier zu vielleicht einigen Ideen Ihnen einige Darlegungen machen zu können. Es freut mich deswegen insbesondere, natürlich da ich als Präsident der GI mich fast global für Informatik schon verantwortlich fühle, aber es freut mich auch besonders, weil ich persönlich doch zu einer ganzen Reihe von Kollegen der Universität Dortmund schon seit vielen Jahren, ja fast Jahrzehnten, schon ein sehr gutes Verhältnis habe und daß auf der anderen Seite, ich auch beruflich und offensichtlich ist ja auch bekannt, daß ich bei Siemens in der Forschung arbeite, mit dem Fachbereich Informatik der Universität Dortmund sehr viele und lang angelegte Projekte habe verwirklichen können. Bei der ein oder anderen Ausführung nachher, werde ich darauf auch eingehen. Aber lieber Herr Zuse, ich muß auch ein weiteres Grußwort Ihnen übermitteln. Herr Dr. Fennel hat mir noch sehr schnell ein Grußwort gefaxt, das ich dann im Namen der Konrad-Zuse-Gesellschaft Ihnen zu dieser Auszeichnung herzlich gratuliere und natürlich tue ich dies auch im Namen der Siemens AG, denn Siemens und Konrad Zuse, di e haben seit vielen Jahrzehnten eine so enge Verbindung und selbst wenn wir unsere Computersparte jetzt an Siemens Nixdorf abgegeben haben, diese Firma wäre halt ohne den Computer überhaupt nicht am Leben. Und ich glaube, daß allein schon rechtfertigt, daß auch Siemens dieser Gratulation anschließt.

Das Thema meines Vortrages heißt: Praxisrelevante Forschung, praxisrelevante Ausbildung. Ein ungemein schwieriges Thema vermute ich und um ihm uns zu nähern, möchte ich folgenden Versuch wagen. Einmal einen Blick zu nehmen so ein wenig in die Struktur unserer Gesellschaft und Wirtschaft, wie gesagt, ich komme aus USA, wir hatten dort unter anderem auch zu diesem Thema der Entwicklung und Gesellschaft schon langfristig angelegt und auch diese Arbeit ging weiter, unbenommen der kriegerischen Auseinandersetzungen und schaut man sich mal diese Struktur an, so kann man aus etwa wirtschaftlicher Sicht folgendes sagen: 2 bis 3 % der Tätigen sind immer noch beschäftigt in der Landwirtschaft, etwa 20 bis 22 % in der Industrie, weitgehend produktionsorientierten Industrie, und fast 75 % in den Services - in den Diensten - unterteilt man diese Dienste noch mal, sind‘s zwei Gruppen, so hat man eine Gruppe (ich verwende den amerikanischen Begriff personal services, der persönlichen Dienste) und das sind etwa 20 bis 25 % und etwa 55 % aller wirtschaftlich Tätigen sind mit Informationsdiensten beschäftigt. Dazu gehören gleichermaßen Politiker, wie auch Professoren, wie auch Bankangestellte, wie auch Studierende, wenn man dies doch schon als eine Tätigkeit im beruflichen Sinne auffasst. Und dies alles beinhaltet doch, mit welch einer Dramatik sich eine Veränderung in der Struktur der Gesellschaft vollzogen hat, in deren Zentrum Information steht. Und so bin ich auch nicht verlegen zu sagen, die nächste Sicht, die man sich zu eigen machen muß, sollte die sein, daß man hier eine ganz klare, ich möchte schon fast sagen, Definition von Informatik vermittelt und praxisrelevante Forschung in meinem Vortrag und praxisrelevante Ausbildung soll natürlich Bezug zur Informatik haben, daß ich ganz verwegen ganz einfach behaupte, Informatik ist die Wissenschaft von der Information, ihren Wechselwirkungen und ihren Nutzanwendungen. Sie ist nicht nur bezogen auf den Computer, aber genau so wie eine Physik ohne die Meßtechnik, ohne das Fernrohr, ohne das Metermaß, ohne die Uhr nicht zu einer experimentellen Wissenschaft mit dramatischen Veränderungen im Laufe der daran sich anschließenden Jahrhunderte.

Ohne den Computer der Informatik wäre die Informatik natürlich nicht das geworden, was sie ist und würde sich wahrscheinlich auch nicht weiter entwickeln. Allerdings ist in den letzten Jahren auch zu erkennen, daß Informatik sich ja in ganz andere Bereiche ausdehnt, in die Verwaltung hinein und das die allermeisten, die heute selbst in der Elektroindustrie Informatik produzieren, im Sinne von Software, kaum noch wissen, wie so im einzelnen der Computer funktioniert. Die können zwar besser ihre Programmiersprachen PASCAL, COBOL und .... und FORTRAN, aber sie wissen natürlich auch so im Großen und Ganzen, wie ein Computer funktioniert - halt wie jeder auch weiß, wie sein Auto funktioniert. Trotzdem hätte jeder sehr große Schwierigkeiten, wesentliche Reparaturen dort durchzuführen. Deshalb zu der ersten Sicht - praxisrelevante Forschung. Ich würde sagen, bei einer so jungen Wissenschaft wie in der Informatik gibt es überhaupt keine Forschung, die nicht praxisrelevant ist. Und deshalb sollten wir an den Anfang mal fragen, wie sollte eine Universität sich dieser Thematik nähern, wenn sie sagt, ich will nur forschen am Fachbereich. Und da gibt es vier einfache Kriterien: Ein Thema muß formal attackierbar sein, es muß faszinierend sein, es muß versprechen, auf dem Weg bis zur endgültigen Lösung reichhaltige Spin-offs zu produzieren, tja und es muß praktisch unendlich sein. Und nun können wir uns mal zwei oder drei solcher Themen zuwenden und fragen, sind die praxisrelevant oder auch nicht. Herr Krückeberg hat schon den Schachcomputer erwähnt. Wir haben vor einem Jahr - ich bin dort in dem Beirat bei Carnegie Mallon (?) - empfohlen, sie sollen weiterhin sich der Thematik des schachspielenden Computers annehmen und zwar, weil gerade diese Fragestellung all diese vier Kriterien erfüllt. Aber die Ergebnisse, die dabei gewonnen werden können, wirken sich natürlich aus in sehr starker Weise hinein in allgeiner Problemlösungstechniken und was daraus entstanden ist wird sehr wesentliche Beiträge zur startegischen Bewertung zur Entscheidungsbewertung und all diesen Dingen und sie sind damit zum erheblichen Teil schon Grundlage heute sogenannter ? geworden. Gerade weil man dort strategische Ausrichtungen sehr gut studieren kann. Wegen der Großartigkeit auf dem großen Lösungsraum ist auch wahrscheinlich auf Dauer dieses Feld nach unendlich.

Ein zweites Thema, das ist das Thema der Sprachübersetzung oder des Verstehens auch von Sprachen. Auch dies ist genauso faszinierend. Man kann sich natürlich fragen, ist das wirklich so wichtig. Wir wissen heute, das wir uns mit unserer Sprache auch formal auseinandersetzen können, das wir zumindestens Teilbereiche formalisieren darstellen mir ihr umgehen können und wir wissen natürlich, das die daraus abgeleiteten Erkenntnisse doch wesentliche Einfluß gefunden haben auf die gesamte Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Auch dieses Thema ist praktisch ein Thema das wahrscheinlich nie erschöpfend behandelt werden kann. Wir können darauf hoffen, das wir dies wirklich können. Aber es gibt das natürlich noch ganz andere Themen die ähnlichen Charakter haben und die große Herausforderung heute als Forschungsdreieck in der Informatik ist ja Wahrnehmen, Verstehen, Verhalten. Man dies nun interpretieren in verschiedenster Formulierungsdichte. Das kann sehr einfach sein, das Wahrnehmen das man irgendeiner Tastatur dem Rechner irgend etwas mitteilt. Aber es kann auch sehr kompliziert sein, das man sich überlegt, nun hier einen Roboter zu bauen, der sich halb orientieren muß in einer Umgebung wachsender Komplexität. Da plötzlich brauch man ja ganz andere Sichten da brauch man nun plötzlich Techniken der Programmierung dies bisher nich verfügbar war. Es gibt ein großen Projekt in USA ein solchen Roboter zu bauen, der halt auf dem Mars spazieren gehen kann. Nun, was sind die Herausforderungen dort. Bedauerlicherweise kann niemand vorher auf dem Mars mal spazieren gegangen sein, um zu sehen wie es dort aussieht und ihn dann beibringen, wenn er dann noch zufällig gerade an dieser Stelle landen würde, wie er sich zu verhalten hat. Herausforderungen, nun für praktische Anwendungen können damit daraus abgeleitet werden, das dann Ergebnisse zu etwas führen, was sag man mal automatisches Programmieren beinhaltet.Und dies widerum so hoffen wir, für die Zukunft eine ganz wesentliche Bedeutung, denn wenn ich mir Softwaresysteme industrieller Großanwendungen anschauen, dann wird es mir Angst und Bange, wenn da so Dinge von 6 bis 8 bis 20 und 40 Millionen Lines of Code (?) über Jahre und Jahrzehnte am Leben gehalten werden müssen und mit einer wachsenden Zuverlässigkeit mit einer immer geringer werdenden Fehlerwahrscheinlichkeit tatsächlich eingesetzt werden. Da sind also Hoffnungen, die durch solche Forschungsfelder wahrscheinlich mal erfüllbar werden und so empfehle ich, kann ich nur empfehlen, jeder Universität jeden Fachbereich sich dieser vier Fragen immer wieder bewußt zu werden. Ist das faszinierend, denn nur wenn es faszinierend ist, bekommen sie die besten Geister. Es ist formal attracktierbar, was formal nicht attacktierbar ist, kann man auch im einem COmputer nicht machen unbenommen die Leistungsfähigkeit man auch KI-Methoden sonst bezeichnen mag, verspricht es auf dem Weg bis zum Endziel schon wesentliche Verbreiterungen Ergebnisse wesentliche und wie gesagt ist das Feld defakto unendlich, erst dann wagen sich die besten Geister an diesen Thema. Auf der anderen Seite in Verbindung mit dieser Forschung ist natürlich die Thematik zu sehen, was werden die Absolventen einer Universität nachher tun. Auch das muß man sehr nüchtern sich anschauen und sie können praktisch bei jedem Geschäftsbericht einer FIrmal schon in etwa ableiten, was die tun werden. Und hierzu zwei Beobachtungen. Schauen sie sich den Geschäftsbericht eines Industrieunternehmens an und schauen sie sich mal die Erlösstruktur an und schauen sie sich vielleicht und häufig kann man das herauslesen die Kostenstruktur selbst global des Produktspektrums an, dann sehen sie in ersten Nährung da stecken so 1 - 1 1/2 % Forschung drin da stecken so kommen wir aus einer der Informatik sehr benachbarten Industrie so etwa 8-12 % Entwicklung drin, da stecken wenns hochkommt 20 % Fertigung drin Produktion ja und dann stecken über 55 % Vertriebskosten drin. D.h. das dort wohl auch das meiste Geld nachher ausgegeben wird darf man davon ausgehen, das in diesen vertriebsnahen Bereiche auch die meisten Menschen arbeiten und das ist tatsächlich der Fall. Wobei vertriebsnahe Bereich gerade in Verbindung mit den modernen Techniken diesen High-Techniken natürlich ein sehr herausragendes herausforderndes Beispiel darstellt. Hierzu gehören alles Dienstleistungen des Engineering. Die gesamte Wartung für ? Prozeß, der über ein Produkt oder über Produktspektren sich hinzieht ein ganz erhebliches Potenzial trennt. Anforderungen, nun die an Mitarbeitern in diesem Bereich gestellt werden, sind damit nicht erschöpft das man nun sagt, sie müssen gute Informatiker sein. Es müssen neben dieser Fachkompetenz in offensichtlicher Weise auch andere Kompetenzen hinzukommen, die allerwichtigste ist die Kommunikationskompentenz, die Fähigkeit in Kommunikation zu treten mit anderen Menschen in einem Team auch zu arbeiten und es sind darüberhinaus auch Führungs- und Managementkompetenzen von jedem schon erforderlich. Deshalb ist es auch sehr empfehlenswert, nun Forschung auch in einer Hochschule zu organisieren so, das sie nicht mehr von einem einzelnen allein bewältigt werden kann. Und diese Themen die ich eben angesprochen habe bespielhaft, sind alles Themen, die sie nur im Team über haupt attakieren können. Und das ist ein Charakteristikum auch der Tätigkeit heute in der Industriewirtschaft das sie diese Dinge nur im Team wirklich bewältigen können. Dieser Entwicklung kommen auch reichhaltige Versuche entgegen. Ich möchte nur an einen erinnern z.B. bei dem Bundeswettbewerb Informatik wird unter anderem in einen der letzten Runden dann eine Aufgabe auch an die ausgewählten gestellt, die ein einzelner in dieser Zeit nicht bewältigen könnte, die aber eine Gruppe von 7- 8 die zusammenarbeiten durchaus bewältigen kann und in sehr schneller Zeit ist es meistens auch gelungen, ein solches zusammenarbeitendes Team aufzustellen. Gehen wir nun aber trotzdem mal in den Entwicklungsbereich und schauen uns an einigen Beispielen mal an, mit welc hen Themen sich heute Industrielabors auseinandersetzen und dann werden sie sehen, das auch durch die Kooperation der Universitäten mit den Industrie- und Wirtschaftsunternehmen zumindestens Orientierungshilfen gegeben werden nun in die thematische Ausrichtung von Forschung. In Verbindung mit diesen grundlegenden herausragenden Kriterien glaube ich, wird es dann möglich sein, tatsächlich auch Dinge anzusprechen, die doch so gestaltet sind, das nachher dem Übergang in die berufliche Umfelder keine sehr große Hindernisse entgegenstehen. Leider werde ich , da ich nun einige Folien zeigen werde, nur einmal einen Eindruck zu vermitteln, womit man sich da beschäftigt nicht umhin können, das häufiger SIEMENS oben steht.

Es ist keine Werbeveranstaltung, aber die Folien kommen doch. Hier das ist so etwas. Meine Damen und Herren, das ist erkennbar. Was wir in der Vergangenheit natürlich sehr schnell entwickelt haben, ist ich habe es eben schon erwähnt, fast das hineinstolpern in die Softwareentwicklung. Und wir beobachten hier auch eine dramatische Veränderung im Wertschätzungsprozeß eines Unternehmens zur Fertigungen in diesen Industrien, die nehmen im Jahr so zwischen 4 und 6 % ab, während die Entwicklungen in diesen Unternehmen so im Jahr so zwischen 6 und fast 10 % zunimmt. D.h. es ist hier ein Trift der Wertschöpfung aus der Produktion hier in der Entwicklung zu beobachten, und die Gründe liegen im wesentlichen darin, das die dort entwickelten Systeme und Geräte ungemein komplex werden. Ich habe eben schon einige Zahlen genannt und damit eine große Menge von Mitarbeitern. Eine Maßnahme um zumindest mittelfristig eine gewisse Entlastung zu erreichen ist hier formale Verfahren für die Softwareentwicklung darzustellen. Wenn man rationalisieren will, so gilt dies auch für die Software ? defakto praktisch nur zwei Möglichkeiten. Man entwickelt höhere Darstellungsmethoden und man entwickelt Automatisierungsverfahren, die aus diesen Darstellungsmethoden runder automatisieren auch den Computer.

Das zweite was hier gilt, wir haben ja in der Vergangenheit sehr häufig doch erfahren müssen, werden das immer noch erfahren, das man bei der klassischen Art und Weise Software zu testen ja offensichtlich nicht feststellen kann, das keine Fehler mehr drin sind in dem Softwaresystem, sondern nur feststellen kann, welche Fehler man gefunden hat. Und in dem Augenblick wo man natürlich garantieren soll, das hier eine gewisse Zuverlässigkeit gegeben ist, hilft defakto diese Aussage kaum etwas. Ein weiteres Thema das ich uns darstellen will ist die Thematik der SIcherheit . Wir waren in den letzten 20 Jahren ungemein glücklich und erfolgreich, sogenannte offene Systeme zu schaffen. Nur diese offenen Systeme. Wir haben natürlich auch den Nachteil, das sie für jedermann zugänglich sind und das damit in gleichem Maßen der Sicherheitsgedanke, aber auch der privatsphäre Gedanke verloren geht.